
"Wissenschaft in Verantwortung" im Curriculum und die studentische Initiative
Rund 7.000 Studierende sind für die Studiengänge der Medizinischen Fakultät der Charité – Universitätsmedizin Berlin eingeschrieben.
"Wissenschaft in Verantwortung" soll in die Studiengänge an der Charité implementiert werden. Die Ärztinnen und Ärzte, Zahnärztinnen und Zahnärzte sowie die Absolventinnen und Absolventen der gesundheitswissenschaftlichen Studiengänge von morgen sollen auf einen Beruf voll ethischer Herausforderungen vorbereitet werden.
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In einer Kombination aus Wahl- und Pflichtangeboten wird eine Auseinandersetzung der Studierenden über Fächergrenzen hinweg nicht nur mit der Wissenschaftsgeschichte der Charité, sondern auch mit aktuellen medizinethischen Fragestellungen und Themen aus dem Bereich Medical Humanities erfolgen. Wo solche Formate bereits implementiert sind, ist geplant, sie gemeinsam mit den Lehrverantwortlichen und den Gremien der Fakultät zu labeln und zu systematisieren.
Die Verantwortlichen der Charité hoffen, dass sich viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Studierende aller Studiengänge der Charité an diesem Prozess beteiligen. Zudem sind Anregungen und Vorschläge sehr willkommen.
Seit November 2015 besteht eine studentische Initiative, die außerhalb des Curriculums mit eigenen Projekten die Frage einer Wissenschaft in Verantwortung thematisiert. Dabei werden insbesondere die in dieser Gruppe interessierenden Fragen auf vielfältige, auch manchmal überraschende Weise behandelt.
Studentische Initiative
GeDenkOrt.Charité: die studentische Initiative
Im Rahmen des Projektes GeDenkOrt.Charité – Wissenschaft in Verantwortung haben sich zum Wintersemester 2015/16 einige Studierende unter der Betreuung von Prof. Dr. Heinz-Peter Schmiedebach, Inhaber der Stiftungsgastprofessur Medical Humanities, zusammengefunden, um sich mit dem Thema unter vielfältigen Perspektiven zu befassen. Seit Herbst 2017 hat diese Aufgabe die Juniorprofessorin für Medical Humanities und Medizinethik, Dr. Susanne Michl, übernommen.
Wir sind überzeugt, dass die Wahrnehmung von ärztlicher Verantwortung in der sozialen Rolle der Ärztin oder des Arztes nicht erst mit dem Erhalt einer Approbation und dem Eintritt ins Berufsleben beginnt, sondern vielmehr als ein Prozess persönlicher Entwicklung zu verstehen ist. Die Diskussion und der Austausch mit Kommilitonen und Kommilitoninnen sind dabei unerlässlich – hierfür soll ein adäquater Raum geschaffen werden.
Dabei benutzen wir verschiedenste unkonventionelle Möglichkeiten und Formate, um eigene Sichtweisen und Aspekte einer verantwortungsvollen, humanitären und selbstkritischen ärztlichen Grundhaltung zu erarbeiten und damit einen kleinen Beitrag zu dem öffentlichen Diskurs zu leisten. Wir erarbeiten zum Beispiel Biographien zu einzelnen Ärztinnen, Ärzte, Hochschullehrerinnen, Hochschullehrer, Patientinnen und Patienten, um anhand deren Schicksal paradigmatisch die Grenzen und das Abgleiten in eine menschenverachtende Medizin darzulegen und zu erörtern. Weiterhin lassen wir uns aber auch kritisch-reflektierende Überlegungen zu grundsätzlichen Krankheitskonzepten im Spannungsfeld normativer und empirischer Aspekte ein. Zudem sind auch interaktive Theateraufführungen auf dem Campus geplant, die eine kreative Form der Auseinandersetzung mit historischen Begebenheiten und aktuellen Fragestellungen ermöglichen.
In diesem Rahmen sind sowohl Kooperationen mit bereits bestehenden Gruppen wie beispielsweise der Theater-AG der Charité, als auch mit Studierenden anderer Fachrichtungen geplant. Außerdem führen wir einen Lesekreis durch, der jenseits von naturwissenschaftlicher, medizinischer Fachliteratur und Paperwork die Gelegenheit bietet, wissenschaftstheoretische und ethische Fragestellungen sowie deren mögliche Implikationen für das ärztliche Denken und Handeln zu diskutieren.
Diese Arbeitsgruppe steht allen Medizinstudierenden und verwandten Fächern offen und wir freuen uns stets über neue Interessentinnen und Interessenten.
Ansprechpartnerin: Jun.-Prof. Dr. Susanne Michl
studentisch: gedenkort(at)gmail.com
Aktuelle Projekte können auch über unsere Facebookseite aufgerufen werden:
Studentische Initiative GeDenkOrtCharité
Professur für Medical Humanities
Die Professur für Medical Humanities an der Charité Berlin soll die vielfältigen Herausforderungen einer "Wissenschaft in Verantwortung" thematisieren und das Bewusstsein für verantwortungsvolles Handeln in medizinischer Praxis, Forschung und Lehre schärfen.
Anfang Oktober 2015 wurde sie als erste Professur für Medical Humanities in Deutschland eingerichtet und mit Heinz-Peter Schmiedebach besetzt. Sie ist als Stiftungsgastprofessur für zwei Jahre mit Unterstützung der Friede-Springer-Stiftung geschaffen worden. Die Aufgaben dieser Professur sind vielfältig.
Parcours und Showroom
Erstens sollen auf dem Gelände des Campus Mitte mithilfe einer Arbeitsgruppe, der auch Vertreterinnen und Vertreter der Universität der Künste angehören, verschiedene Möglichkeiten geschaffen werden, die dem Gedenken Raum bieten:
- an die Verbrechen und
- die Opfer der Medizin in der Vergangenheit und im Nationalsozialismus.
Diese Möglichkeiten sollen aber auch Informationen vermitteln und das Nachdenken über eine Wissenschaft in Verantwortung fördern.
Der Gedenkort wird bestehen aus:
- einem dezentralen Parcours, der einzelne bemerkenswerte Stellen auf dem Gelände heraushebt, und
- einem zentralen Ort, der ausführlichere Auseinandersetzungen mit den dezentral angesprochenen Fragen ermöglicht und besonders auch Fragen der gegenwärtigen und zukünftigen Medizin thematisiert.
Zudem sollen in einem eigenen Showroom die Geschehnisse der Vergangenheit durch virtuelle Aufbereitung dargestellt und die Fragen der Zukunft angesprochen werden. Dabei gewährleisten verschiedenste Formate der Information, Kommunikation und Diskussion eine dauernde Aktualisierung und Anpassung an neue Erkenntnisse.
Konzept der Medical Humanities
Zweitens wird dieser Prozess der Gestaltung des GeDenkOrtes von vielfältigen Aktivitäten zum Thema "Wissenschaft in Verantwortung" begleitet:
- Vorlesungen,
- Tagungen,
- Theateraufführungen,
- Filmvorführungen und
- anderen Veranstaltungen.
Drittens geht es darum, Inhalte der Medical Humanities in der Lehre zu verankern: Das Konzept basiert auf der Erkenntnis, dass die Medizin selbst, wie auch Ärzte und Patienten in ihrem Umgang mit Krankheit und Gesundheit, von sozialen und kulturellen Komponenten bestimmt sind.
Die Auseinandersetzung über diese Einflussgrößen soll zudem humane und moralische Ressourcen im Umgang mit Krankheit und Gesundheit erschließen helfen. Das Bewusstmachen und Erörtern dieser Komponenten ist gemeinsam umzusetzen mit Vertreterinnen und Vertretern aus den Bereichen:
- Ethik,
- Kunstwissenschaften,
- Geschichtswissenschaften,
- Kulturwissenschaften,
- Sozialwissenschaften und
- Rechtswissenschaften.
Lehrveranstaltungen, die dieser Multiperspektivität Rechnung tragen, werden bereits angeboten.
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