
Paul Lazarus
Foto: Portrait Paul Lazarus | © Kongregation der Marienschwestern Berlin
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Paul Lazarus, (Czernowitz 1873 – 1957 Locarno), Assistenzarzt in Wien und (ab 1901) in der Medizinischen Klinik der Charité bei Ernst von Leyden (1832 - 1910). Habilitation 1903, Titularprofessur 1907, 1921 ao. Prof. für Innere Medizin. 1907 – 1910 Institut für Krebsforschung an der Charité: nach Leydens Tod Leiter von dessen Privatklinik in Tiergarten und Grunewald; daneben ab 1907 Chefarzt am St. Marien-Krankenhaus, ab 1930 im neu errichteten St. Antonius-Krankenhaus.
Als Pionierleistung der modernen Radioonkologie gelten seine Forschungen zur Wirksamkeit der Radiumbestrahlung und vor allem sein „Handbuch der Strahlentherapie“ (1928-1931), in dem er auf 2.100 Seiten die führenden Strahlentherapeuten Europas versammelte; großen Zuspruch hatten auch seine diesbezüglichen Fortbildungskurse im Kaiserin Friedrich Haus in Berlin. Seit seinem Austritt aus der jüdischen Gemeinde und seiner Taufe (1896) trat Lazarus als bekennender Katholik in Erscheinung. Sein Krankenhaus verstand er als „Tempel der Caritas“, das für sozialmedizinische Ansätze aufgeschlossen war. 1933 wurde ihm als „Nichtarier“ die Lehrbefugnis und 1936 die Chefarztposition entzogen.
Mit Unterstützung des Bischofs von Berlin gelang ihm mit seiner Familie 1937 die Auswanderung nach Fribourg. Die Erlaubnis für eine ärztliche Tätigkeit erhielt er in der Schweiz nicht und blieb von der großzügigen Unterstützung von Freunden und ehemaligen Patienten abhängig.
(Text: Udo Schagen, 2013)
Fundstücke


Um sein Aufenthaltsrecht in der Schweiz zu behalten, war Lazarus gezwungen, halbjährlich die Pässe für sich und seine Frau bei der Deutschen Gesandtschaft verlängern zu lassen. Dabei wurden auch die ihn und seine Frau besonders diskriminierenden Vornamen „Israel“ und „Sarah“ eingetragen, um sie als „Juden“ zu kennzeichnen.