
Im Rahmen des Projekts "GeDenkOrt.Charité – Wissenschaft in Verantwortung" stellt die Charité – Universitätsmedizin Berlin nun mit einer neuen Gedenksäule sechs weitere Biografien vertriebener Mitarbeiter ausführlicher vor. Auf der Website gedenkort.charite.de, die jetzt an den Start gegangen ist, werden diese Persönlichkeiten und ihr Wirken an der Charité porträtiert.
Die Gedenksäulen "Zerstörte Vielfalt" geben einen Einblick in die Schicksale der vielen während des Nationalsozialismus vertriebenen und zu Tode gekommenen Ärzte, Wissenschaftler und Mitarbeiter der Charité. Bisher sind über 180 von ihnen namentlich bekannt. Auf der nun aufgestellten Säule werden die Lebenswege von sechs weiteren Vertriebenen nachgezeichnet: des Chirurgen Moritz Borchardt, des Physiologen Wilhelm S. Feldberg, des Kinderarztes Heinrich Finkelstein, des Rechtsmediziners Paul Fraenckel, des Radiologen Paul Lazarus sowie der Krankenschwester Elisabeth Wucke.
"An der Charité existiert bislang kein sichtbarer, zentraler Ort des Gedenkens und trotz einiger Ansätze blieb bislang auch die historisch-wissenschaftliche Aufarbeitung der NS-Zeit Stückwerk", sagt Prof. Dr. Karl Max Einhäupl, Vorstandsvorsitzender der Charité. Er betont: "Vor diesem Hintergrund ist das Projekt GeDenkOrt.Charité dringlich und soll eine lang bestehende Lücke in der Erinnerungskultur schließen, die sehr wichtig ist für die gegenwärtige und zukünftige Identität dieser traditionsreichen Institution."
In Berlin waren sogenannte jüdische Ärzte weit zahlreicher vertreten als im Bundesgebiet. Auch der Zugang zum Medizinstudium an der Universität war ihnen hier möglich. Insbesondere das Medizinstudium war für Kinder jüdischer Eltern attraktiv, da es eine Berufstätigkeit unabhängig von einer Anstellung in beamteten Staatsdiensten ermöglichte. Sie waren in eigenen Praxen tätig oder arbeiteten als Assistenzärzte in Krankenhäusern und in der Universitätsklinik. Nach dem Machtantritt der Nationalsozialisten traf das Berufsbeamtengesetz vom April 1933 diese Ärzte als eine der ersten Bevölkerungsgruppen. Sie verloren zunächst ihre Anstellung. Später wurde ihnen die Lehrbefugnis entzogen und sie mussten ihre ärztliche Tätigkeit gänzlich aufgeben. Tausende Menschen gingen ins Exil. Viele der verfolgten Mitarbeiter konnten sich jedoch nicht rechtzeitig zur Emigration entschließen oder ihnen fehlten die Mittel dazu. Sie wurden in Konzentrationslager deportiert und fanden dort mit ihren Familien den Tod.
Die Säulen stehen vor dem Lehr- und Forschungszentrum der Medizinischen Fakultät CharitéCrossOver (CCO) am Campus Charité Mitte, Charitéplatz 1 in 10117 Berlin, Geländeadresse: Virchowweg 6. Die Texte und Bilder sowie zahlreiche weitere Informationen zu den Charité-Säulen sind über die Website zum Projekt "GeDenkOrt.Charité" abrufbar.
Links
Institut für Geschichte der Medizin und Ethik in der Medizin
Porträt-Ausstellung zum Themenjahr 2013 "Zerstörte Vielfalt"
Kontakt
Gastwissenschaftler MedizingeschichteCharité – Universitätsmedizin Berlin
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